Mein 2020 What a year Marion Ketteler Kanzleiprofiling

Mein 2020 – What a year!

Vom Stillstand, Tun und guten Learnings

Eigentlich schreibe ich hier ja ausschließlich Fachbeiträge.
Wenn dieses Jahr keinen Rückblick verdient hat, weiß ich es auch nicht.
Ich verspreche nicht nur über Corona und seine Auswirkungen zu berichten (denn das würde mich selbst sehr laaaaangweilen).


In diesem Jahr durften wir alle ordentlich über uns hinaus wachsen und unsere ach so gemütliche Komfortzone verlassen. Ich habe bewusst noch nie so viel gelernt wie in diesem Jahr.
Ich bin während meiner Selbstständigkeit, die nun immerhin 6 Jahre zählt, noch nie so an meine Grenzen gekommen und habe noch nie so viel Neues ausprobiert und umgesetzt.

Noch nie wurde der Horizont plötzlich so groß und weit…

Genug der pastoralen Worte: los geht´s:


Es fing so gut an…

Mein Jahr 2020 startete verheißungsvoll:
Mein Kalender notierte für den Januar zwei Termine, auf die ich mich sehr freute:
Zum einen hatte ich die Möglichkeit, für die Macher der „Steuerköpfe“ einen Podcast aufzunehmen und dann war da ja noch Stefan Homberg, der zum ersten Mal seine StB Expo ins Leben rief. Die erste Fachmesse für Steuerberater, um über die aktuellsten Trends und Innovationen zu informieren.


Der Podcast mit Claas Beckmann war aufregend. Im Vorgespräch legten wir die Themen fest und ich schickte ihm meine Visualisierungen dazu, die er unbedingt für seine Shownotes haben wollte.
Hier ein Beispiel:

Visualisierungen helfen mir, Themen besser zu strukturieren

Wir hatten also genug „Gesprächsstoff“ für unser kleines Interview und wer Claas kennt, weiß auch, dass seine ruhige Art abfärbt und die Aufregung schnell vergessen ist. An dieser Stelle nochmals vielen Dank lieber Claas für diese Möglichkeit!

Die Stb Expo bot dann auch die Gelegenheit, Claas persönlich kennenzulernen. Er war für seine Steuerköpfe mit Mikro und Kamera bewaffnet unterwegs und hat mit Florian Karbstein zusammen den Tag im Live Stream moderiert. Ein kleiner Vorgeschmack auf unsere virtuellen Erfahrungen in diesem Jahr…

Die StB Expo kam klein aber fein in einer wunderschönen Location mitten in Köln daher.
Eine kleine Halle, in der man eine handverlesene Anbieter zu allen möglichen Themen rund um die Steuerberatung fand.
Für mich war die StB Expo auf jeden Fall ein Highlight. Ich traf Kunden und Kollegen, lernte neue Menschen und ihre Ideen kennen und konnte sogar einen neuen Kooperationspartner gewinnen, mit dem für 2021 so einiges in der Planung ist.


Corona setzt auch mein Business schachmatt

Januar und Februar sind traditionell die Monate, wo ich in Kanzleein nicht so gerne gesehen bin.
Das liegt nicht daran, dass die Feierlichkeiten zu Weihnachten und Silvester mir äußerlich so zusetzen, dass ich nicht mehr gesellschaftsfähig – eh – kanzleifähig wäre.

Sondern an dem Umstand, das zum Jahreswechsel „die Hütte brennt“ und alle sowieso schon am Limit arbeiten. Da brauche ich mit meinen strategischen Ideen, neuen Formen der Zusammenarbeit, wertschätzender Mitarbeiterführung oder einem modernen Recruiting- und Onboarding noch nicht mal durchs Fenster zu winken. Es wird auf keinen Fall hochgeblickt, sondern in die Tasten gehauen.

So auch dieses Jahr. So habe ich zwar viel telefoniert, habe dies und das getan und war in Netzwerken aktiv, aber die ersten Termine bei meinen Kunden in den Kanzleien plätscherten Ende Februar ein.
Da ich das kenne, nutze ich diese Zeit, um meine Konzepte und Workshops zu überarbeiten oder mir Neues zu überlegen. Für mich ein idealer Zeitpunkt, weil das neue Jahr so frisch ist und ich mit viel Energie starte.

Tja, und dann kam Corona immer näher. Was Anfang Januar in Wuhan noch weit weg war und mit uns und unserem Leben rein gar nichts zu tun zu haben schien, war plötzlich in Deutschland.

Alle Kanzleien waren ab sofort damit beschäftigt, Ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten und begannen, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Mehr oder weniger gut vorbereitet – mehr oder weniger gut umgesetzt.

An eine Zusammenarbeit mit physischer Präsenz kein Denken. Mein Business lebt davon, dass ich mit den Menschen arbeite – und vor Ort bin (dachte ich zumindest bis dahin 😉).

So saß ich dann ebenso schnell in meinem Homeoffice und hatte zwar keine Einnahmen aber dafür Zeit zum Nachdenken. Ups.

Viel Zeit zum nachdenken

Was brauchen meine Kunden in der Krise?

Als gute Beraterin kenne ich meine Kunden und deren Probleme.
Ich überlegte also, was ich meinen Kunden Gutes tun könnte. Was ihnen helfen würde, mit dieser herausfordernden Zeit besser umgehen zu können.

In der Branche meiner Kunden ist zwar Digitalisierung ein GROßES WORT, bezieht bezog sich aber ausschließlich auf die digitale Verarbeitung analoger Dokumente.
Von digitaler Zusammenarbeit oder Führung dezentral arbeitender Mitarbeiter keine Spur.
Leider habe ich keine Statistik zur Homeoffice Arbeit von Kanzleimitarbeitern gefunden. Eins ist sicher: sie muss explodiert sein.

Was undenkbar schien – die Mitarbeiter arbeiten von zuhause – wurde über Nacht zur Realität. Natürlich waren die Kanzleien besser aufgestellt, die in der Digitalisierung der Dokumentenverwaltung schon weiter waren – aber auch die analog arbeitenden Kanzleien haben sich schnelle und gute Lösungen überlegt, wie die Mitarbeiter an die zu bearbeitenden Belege kommen.

Damit ich mit meinem Angebot nicht haarscharf an den Berdürfnissen meiner Kunden vorbeischramme, habe ich bei meinen Bestandskunden nachgefragt, worin Sie sich Unterstützung wünschen.


Gegen das betreute Lesen – mein erstes Webinar

Herausgekommen ist ein Webinar über die Führung von Mitarbeitern im Homeoffice.
Auch ich durfte damit über Nacht meine Komfortzone verlassen. Ich recherchierte nach Webinartools, arbeitet mich dort ein, so gut es eben ging und erstellte eine Präsentation – als bekennende „PowerPoint-Hasserin“ (ein Wort und mit Bindestrich, falls Sie es sich ausleihen möchten) mit einem schicken Grafikprogramm, was ich natürlich auch erst lernen musste, nur rudimentär bedienen konnte kann und mir jeden Tag mehr Fragen ins Gesicht zauberte denn löste.
Aber: eine Präsentation und kein „betreutes Lesen“ 😊. Tschaka!

Ein Bild meiner Präsentation

Damit nicht genug: Irgendwie mussten ja mehr als meine Bestandskunden die Möglichkeit bekommen, zu erfahren, was ich da für sie ausgekaspert hatte – eine Eventplattform musste her und ich „durfte“ mich ein weiteres Mal in ein neues Programm einarbeiten – abgesehen davon, dass ich plötzlich marketinggerechte Eventbeschreibungen verfassen sollte.

Gott sein Dank konnte man wenigstens den Buchungs- und Bezahlvorgang in dieser Plattform gleich an die Eventseite flanschen. So war es für meine Kunden und für mich gleichermaßen möglich, das irgendwie zeitnah umzusetzen.

Kleiner Spoiler: so viel ich auch immer alleine auf die Beine stellen möchte – ich lerne in diesem Jahr endlich, dass es wirklich sinnvoller ist, sich professionelle Unterstützung zu holen.

So entstand in ziemlich kurzer Zeit, so zwischen März und April, ein 90 minütiges Webinar, in dem ich darüber berichtete, was Führung auf Distanz ausmacht. Natürlich habe ich mich auch inhaltlich näher mit diesem Thema befassen müssen und Sie haben keine Vorstellung, wieviel Stunden man mit entsprechender Recherche und dem Lesen von Artikeln und Fachbüchern verbringen kann.

Die Überraschung: das Webinar wurde tatsächlich gefunden und gebucht. Nicht, dass ich damit über Nacht Millionärin oder berühmt wurde (wie manche Anzeigen im Online Business gerne suggerieren) – tatsächlich waren meine Lern- und Einstiegskosten so hoch, dass unterm Strich ein geradezu lächerlicher Gewinn in meine Unternehmenskasse floss – aber ich hatte etwas Gutes für meine Kunden getan und auch ich hatte etwas davon: Neue Fertigkeiten und Erkenntnisse!

Technik und ich sind keine Freunde!

Technik und ich sind nicht die allerbesten Freunde (ich weiß, dass das ein Glaubenssatz ist- aber ich muss ja nicht gleich mit allen aufräumen). Ich stürze mich zwar, wenn ich es für sinnvoll erachte, in neue Programme, schaue mir Tutorials an, buche Kurse über weiß-Gott-was-alles, aber so ganz wohl bei dem Gedanken, ein Webinar alleine stemmen zu müssen, war mir nicht. Technik ist das eine, die nötige Interaktion das andere, damit ein Webinar auch wirklich im Gedächtnis bleibt.
Das war mein Anspruch. Wenn schon, denn schon!

Einfach mal machen – online gehen mit Thomas Gottschalk

Das neue Projekt „Webinar“ beschäftigte mich also intensivst und ich erzählte meinem beruflichen Umfeld davon.
Es geschah, was ich kaum für möglich gehalten habe:

Ich konnte nicht nur eine Kollegin dafür gewinnen, sich während des Webinars ein wenig mit um die Technik zu kümmern – der von mir sehr geschätzte Mario Tutas bot mir an, am Webinar teilzunehmen.
Das hört sich jetzt wahrlich nicht spektakulär an – aber wenn man weiß, dass er sich selbst als den „Thomas Gottschalk“ der Steuerberater versteht, hat man eine Idee, wie das Webinar war.

Und dann auch noch das:

Ich hatte in meiner ganzen Aufregung und Vorbereitung vergessen, den Teilnehmenden mitzuteilen, dass ich leider nicht die Webinar Funktion des Meeting Tools gebucht hatte – sondern wir alle in einem Meetingraum waren – sicht- und hörbar, soweit man sein Mikro und seine Kamera eingeschaltet hatte.

Im Nachhinein würde ich sagen: das war eine wirklich gute Idee (wenn auch völlig unbeabsichtigt). So konnten sich meine Teilnehmer während und nach dem Webinar austauschen.
Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass dieser Austausch wichtiger als mein Input war – aber eine äußerst hilfreiche Ergänzung allemal.


„Thomas Gottschalk“ machte einen Bombenjob – reagierte auf jede Aufforderung oder Frage von mir und animierte die Kollegen, es ihm gleich zu tun. An dieser Stelle herzlichen Dank, lieber Mario!

Ein voller Erfolg für meine Kunden und eine tolle Erfahrung für mich.


Jammern hilft – wirklich

Bis zum nächsten Morgen, den ich mit rasenden Kopfschmerzen nicht allzu euphorisch begrüßte.

jammern hilft- wirklich

Alles war doch richtig gut gelaufen – und dann das!
Die Kopfschmerzen wurden zur Migräne und statt mich zu freuen lag ich im dunklen Schlafzimmer und versuchte mich möglichst nicht zu bewegen.
Gar nicht. Überhaupt nicht. Noch nicht mal blinzeln ging.

Achtung: mutiger Szenenwechsel
Mit meiner Selbstständigkeit geht einher, dass man andere Selbstständige kennenlernt. Das passiert quasi automatisch, weil man sich auf Netzwerktreffen immer wieder begegnet und dann auch ins Gespräch kommt.

So auch mir und im beschaulichen und nicht gerade großen Münster in Westfalen trifft man dann auch schnell die „üblichen Verdächtigen“.

Vor einiger Zeit (zeitgenaues Erinnerungsvermögen ist nicht meine Superkraft und ich habe das klaglos akzeptiert) habe ich mich mit anderen Selbstständigen zusammen getan und seitdem treffen wir uns mehr oder weniger regelmäßig, um uns intensiv über Businessthemen auszutauschen. Jede (zufällig alles Frauen – ehrlich! Ich weiß nicht, warum Männer nicht mitmachen wollen) von uns hat andere Kunden und damit auch ein anderes Business.

Wir alle hatten unter den Auswirkungen der Corona Krise zu leiden und der Wunsch wurde laut, sich öfter zu „sehen“. Das ging natürlich nur virtuell, aber ich war ja jetzt schon ein alter Hase (hüstel).

An einem dieser ersten Treffen, kurz nach dem Lockdown, wollte ich voller Enthusiasmus über meine neue Unterstützungsideen für meine Kunden berichten, als ich unterbrochen wurde und eine „Kollegin“ sagte: „Stopp, stopp, stopp, das geht mir alles viel zu schnell. Wie geht´s euch denn eigentlich gerade?“

Aus der Irritation und einem kurzen Hineinhorchen wurde auch mir bewusst, dass das die einzig richtige Frage war, die man zu diesem Zeitpunkt stellen konnte:

Wie geht´s mir denn gerade?

Tja, darüber hatte ich in dem ganzen wilden Aktionismus nicht nachgedacht und meiner eigenen Befindlichkeit keinen Raum geschenkt.

Marion Ketteler
Fachkräftemangel
Recruiting für Steuerberater

Zurück zum Set:
Bis zum Morgen nach dem Webinar.
Mein Körper war (mal wieder) schlauer als mein Kopf und hat mir eine Pause verordnet.
Übrigens ziemlich schlau, sich eine Migräne auszudenken: hätte mir das Knie weh getan – hätte ich mir eine Ibu reingepfiffen und an den Schreibtisch gesetzt. Mit „kaputtem“ Kopf geht selbst Denken nicht mehr.

Ja, Persönlichkeitsentwicklung tut manchmal weh:
Statt mich erst einmal mit meiner völlig veränderten Situation auseinander zu setzen, habe ich das völlig ausgeblendet und mich ins Tun gestürzt.

Panik ist kein guter Begleiter

Statt erst einmal zu jammern und zuzugeben, dass einen die aktuelle Situation ganz schön herausfordert- und man keine Ahnung hat, wie es weitergehen soll- rennen wir ich der nächstbesten Idee hinterher und wundere mich anschließend auch noch, wieso es mir so schlecht geht.

Learning 1 Jahresrückblog 2020

Dann jammern, durchatmen und dann erst weitermachen. Sich selber zugestehen, dass man Angst hat. Existenzangst, die einem ganz massiv zusetzt. Die alle Pläne, Träume und Vorhaben so mir nichts, dir nichts mal eben schrottet.

Ich habe „natürlich“ die (erfolgreichen) Webinare zum Sündenbock erklärt und ihnen den Rücken zugekehrt – das haben die jetzt davon. Die doofen schuldigen Webinare. Und keine neuen mehr gemacht. Bis Dezember. Da hatte ich dann endlich aufgehört zu schmollen und die Webinare waren dann auf einmal doch nicht mehr an allem Schuld. Manchmal brauche auch ich ein wenig länger…


Geld ausgeben – auch wenn keins reinkommt

Klingt paradox, fühlte sich aber dann doch irgendwie richtig an. Mit dem Shutdown war nicht nur ich jeden Tag zuhause – mein Mann als IT-Berater auch. Keine Sorge, es folgt keine Ehebeschreibung 😁.

Als IT-Berater ist virtuelles Arbeiten für meinen Mann kein Problem und vor Corona hat er hin und wieder mal einen Freitag als Homeoffice Tag auf der Couch verlebt: das Laptop auf den Knien, das Headset im Ohr in Konferenzen vertieft.

Nun war er jeden Tag zuhause, weil auch er nicht mehr zu seinen Kunden fuhr, bei denen er normalerweise seine Arbeitszeit verbingt – oder eben im Auto, Flugzeug oder Hotel. Aber eben nicht Zuhause.

Wir haben das große Glück in einem Haus mit viel Platz zu wohnen.
Ich habe hier schon immer mein Arbeitszimmer.
Aber wohin tagsüber mit meinem Mann? Das Wohnzimmer war definitiv keine Alternative.
Ein einziger Tag gemeinsamer Heimarbeit sorgte für die Überzeugung, dass wir wirklich vieles teilen können – ein Arbeitszimmer gehört definitiv nicht dazu.

So zog ich aus meinem kleinen Arbeitszimmer ins „Gästezimmer“ um und er übernahm mein Reich.

Da absehbar war, dass nicht absehbar war, wann wieder „normale“ Zeiten kommen würden, war klar: neue Stühle und ein großer Monitor mussten her, damit die Arbeit für Auge und Körper nicht so ermüdend war. Saß ich doch die meiste Zeit auf einem ausrangierten Bürostuhl eines der erwachsenen Kinder und schaute in mein Laptop.

Und so entschloss ich mich, trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten, in einen wirklich guten Bürostuhl und einen genialen Monitor zu investieren, die, ich kann es nicht anders sagen, meine Arbeit revolutioniert haben. Statt mit gebeugtem Oberkörper den ganzen Tag in mein Laptop zu starren, sitze ich nun auf einem rückenschonenenden, perfekt eingestellten Stuhl deutscher Fabrikation (Preis inklusive 40-minütiger Einzelberatung per Telefon zur perfekten Einstellung des Sitzmöbels, falls es jemanden interessiert!) und schaue aufrecht in einen augenschonenden Monitor, der es mir ermöglicht, mehrere Dokumente gleichzeitig zu sehen und zu bearbeiten.
Eine externe Kamera rückt mich auf Wunsch ins rechte Licht und meine Ausleuchtung ist so gut, dass ich auch nachts Webinare geben könnte und keiner würds merken.

Learning II:

In mich investiertes Geld ist auch in Krisenzeiten gut angelegt.
Ich gehe jeden Tag gerne in „mein Büro“.
Mittlerweile sieht es auch nicht mehr nach Gästezimmer aus. Mein Mann fühlt sich übrigens in meinem „alten“ Büro auch ziemlich wohl. Falls es Sie interessiert. Und er hat sich auch den Stuhl und den Monitor gekauft…

Neuer Stuhl, neues Arbeitszimmer

Die wahre Bedeutung von Urlaub und Pausen

Nachdem unser geplanter Frühjahrstripp nach Griechenland gecancelt wurde (und ich „natürlich“ stattdessen gearbeitet habe), haben wir irgendwann beschlossen, im Sommer in Bayern Wanderurlaub zu machen. In einer Ferienwohnung für möglichst wenig Fremdkontakte. Von infizierten allgäuerischen Kühen hatten wir keine Kunde und so erschien uns dieses Wagnis machbar.

Unser Urlaubsmonat ist seit einigen Jahren der September. Normalerweise Anfang September. Aus Gründen, die mir partout nicht einfallen wollen, fiel der diesjährige Urlaub auf Ende September und wir befürchteten schon aus Witterungsgründen geschlossene Alpen (für alle Unkundigen: so heißen die Almen im Allgäu, die Berge sind in diesem Fall nicht gemeint. Heißen aber genauso und sind auch da. An derselben Stelle. Verwirrend).

Und wieder einmal hatte mein Körper andere Ideen für meine Zeitgestaltung:

Nachdem ich im Sommer unter den gelockerten Bedingungen dann doch noch Aufträge annehmen konnte und meine Bestandskunden die geplanten Vorhaben umsetzten(!), war Anfang September die Luft raus.

Meine Kunden waren mehr oder weniger im Urlaub und mein Terminkalender barst nicht mehr über von Terminen und Aufgaben.

Ein kleiner Sturz bei der Gartenpflege setzte mich schachmatt und ich musste mich ausruhen- ob ich wollte oder nicht.

Ich mache meine Arbeit liebend gerne. Für meine Kunden etwas zu entwickeln, mit ihnen zu arbeiten und Ergebnisse zu erzielen, die dauerhaft etwas zum Guten verändern – das ist mein Antrieb und dafür stehe ich jeden Morgen gerne auf.

Es klappte:
Wir konnten unseren Urlaub antreten und ich war auch wieder in der Lage, ohne Schmerzen zu gehen. Wir hatten die perfekte Ferienwohnung mit perfekter Kulisse und hoch sommerlichen Temperaturen.

Ich musste mir eingestehen, dass das Jahr bis zu diesem Zeitpunkt doch mehr Energie gefressen hatte als gedacht. Wandern, ausruhen, Nichtstun und einfach mal auf dem Balkon sitzen und die Berge betrachten haben mich wieder zu mir selbst geführt.

Wanderurlaub in Bayern – hach!

Learning III:

Wer arbeitet, braucht auch Pausen.
Dieser Urlaub war dringend nötig und überfällig.
Ich versuche seitdem, nicht mehr am Wochenende zu arbeiten und eben noch dies oder jenes fertig zu machen. Gelingt auch immer besser 😉.

Stattdessen beschäftige ich mich mit den Hobbies, die mir in der Krise geblieben sind: Ich gehe viel spazieren und koche mit Leidenschaft. Mein wöchentlicher Einkauf auf dem Markt ist mir nahezu heilig. Selbst die Gartenarbeit hat einen neuen Stellenwert bekommen. In keinem Jahr habe ich im Herbst 175 Blumenzwiebeln(!) vergraben.
Ich lese viel und lerne viel. Das Lesen von Fachbüchern, Belletristik, eine Wochenzeitung sind Teil meiner täglichen Routinen. Sie gleichen mich aus und beschäftigen mein Hirn. Das macht mich zufrieden.

Apropos lernen

Lernen fällt mir leicht und ich tue es gerne.
In 2020 habe ich u.a. das gemacht:

Mit diesen Programmen haben ich mich beschäftigt:

  • Canva (Grafikprogramm)
  • Zoom (Webinar/Meeting Tool)
  • Thrive Lead Pages (Plugin für meine Website)
  • Thrive Architect (noch eins)
  • Trello (Canban Board)
  • Xing Events
  • Xing Ticketing
  • Elopage (Plattform für Produkte und Online Kurse)
  • Acuity Schedule (virtueller Kalender für meine Website)

Virtuelle Erfahrungen

Zum ersten Mal virtuell waren für mich:

  • Methodenparty für Online – Interaktionen
  • Open Space von Haas
  • Datev Bar Camp
  • Private Treffen mit meinen „Kochfrauen“ -allerdings ohne kochen – dafür mit einem Glas Wein vor dem Monitor
  • „Kamingespräche“ aber immerhin mit Blick auf einen brennenden Kamin

Viele erste Male

Als Selbstständige erlebe ich in jedem Jahr Neues. Das gehört für mich einfach dazu und ich mag es. Ich finde (für mich neue) Formate aufregend und sage gerne meine Unterstützung zu, wenn ich es einrichten kann.
So war ich im Sommer zum ersten Mal auch bei der virtuellen Stb Expo als Expertin mit eigenem Slot dabei und konnte im Auftrag des IWW im Dezember noch ein Webinar geben.
Virtuelle Coachings kamen hinzu -und werden sicherlich ein kleiner Teil meiner Arbeit bleiben. Sie sind wunderbar geeignet, große Entfernungen zu überwinden oder ein Problem schnell zu klären.

Mut zur Imperfektion

Etwas haben wir alle hoffentlich in diesem Jahr gelernt und begriffen:
Es muss nicht alles perfekt sein
.

Auch ich habe Fehler gemacht (siehe mein erstes Webinar). Ja, und? Was ist passiert? Eine Teilnehmerin war erschrocken und hat ihre Kamera schnell ausgemacht – so what! Sie und wir haben es überlebt. Wobei ich noch nicht einmal weiß, wieso….?

Learning IV:

Einfach einfach machen!
Wir alle verlieren uns viel zu oft im Detail und vergessen, worum es gerade wirklich geht. Ich meine auch nicht, dass wir uns keine große Mühe mehr geben sollten – aber „keep it simple“ könnte ein guter Hinweis (an mich selbst) sein.
Statt noch ein Tool anzuschaffen, jeden einzelnen Post von einem Texter und einerm Grafik-Designer erstellen zu lassen, reicht manchmal auch ein einfacher Schnappschuss aus.
Auf meine Web-Kamera habe ich sage und schreibe 13 Wochen gewartet – also habe ich die Webinare mit meiner Laptopkamera gemacht. Ging auch.

Besinnen wir uns doch alle auf unsere Kernkompetenzen und verzeihen wir anderen (und uns), wenn sie die Technik nicht astrein beherrschen, sich in ihrer Präsentation verheddern oder sonst etwas passiert – solange sie die Kurve noch einiergmaßen kriegen ist doch alles gut. Das macht die Welt sicherlich weniger professionell – aber menschlicher.
Ein schöner Gedanke!

Netzwerken – so „geht´s“ auch

Ich liebe es auf Netzwerkveranstaltungen zu gehen. Dort in Austausch mit vielen anderen zu kommen, beschert mir schöne Stunden der Inspiration.

Netzwerken kann aber auch ganz anders gehen:
Bertold Raschkowski hat mit „Ideen im Gehen“ ein ganz wunderbares Format auf die Beine gestellt. Man trifft sich an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, um einen bestimmten Weg zu gehen.
Wenn man mag, bringt man ein Thema mit, über das man gerne sprechen möchte.
Dann gehen die miteinander, die über das Thema sprechen wollen. Die Themen sind so bunt wie die Menschen, die aufeinandertreffen.
Corona konform konnten wir das im Sommer gut machen und sind in unterschiedlichen Zusammensetzungen mittags um den Aasee gelaufen.

Danke Bertold für diese tolle Möglichkeit und danke auch an alle, mit denen ich den See umrunden durfte. Es gab viel Inspiration auf der Inspiratour!

Was bleibt, was geht, was kommt?

So ein Jahresrückblick dient ja auch immer dazu, zu rekapitulieren, was war und was sein soll.
Oder anders ausgedrückt: was behält man bei und was lässt man? Was darf Neues kommen?


Mir hilft es, eine Liste mit den Dingen zu machen, die mir Freude machen. Diese Sachen möchte ich auf jeden Fall weitermachen – ob sie sich rechnen oder nicht, ist für mich nebensächlich. Es geht ja dabei um die reine Freude am Tun und das ist mehr Motivation für mich als jede Gegenrechnung in Euro.

Ich liebe es zu schreiben. Daher werden sowohl dieser Blog als auch meine Zusammenarbeit mit meinen Fachverlagen bleiben. Ebenso mein Newsletter, der ja irgendwie auch etwas mit Schreiben zu tun hat.


Bei Anfragen zu Webinaren und anderen Veranstaltungsformaten habe ich mir vorgenommen, im Vorfeld bessere Absprachen zu treffen (insbesondere mit mir!), damit sich Aufwand und Ertrag irgendwie rechnen. Da schlägt mein „Perfektionsgen“ dann doch noch zu stark durch und kostet mich dann zuviel Zeit.

Kommen darf mehr professionelle Unterstützung in den Bereichen, in denen ich keine Expertin bin oder die zu viel meiner Zeit kosten. Seit November habe ich bereits eine virtuelle Assistentin an meiner Seite, die mir viele zeitraubende Tätigkeiten abnimmt.
Im neuen Jahr kommt eine Marketing Fachberaterin dazu, die mich in meine neue große Herausforderung 2021 begleitet. Einen kleinen Vorgeschmack dazu gibt es in meinem Blog Beitrag aus Dezember.

Was zählt?

Jetzt, im Dezember, wo das Jahr schon fast rum ist, kann ich sagen:
Trotz allem bin ich gut durch dieses verrückte Jahr gekommen. Niemand aus meiner Familie oder meinen Freunden ist an Corona erkrankt.
Mein Umsatz ist natürlich nicht vergeichbar mit dem des Vorjahres – aber für die Einschränkungen akzeptabel.
Ich habe gute Investitionen gemacht oder angestoßen, die mich auch im nächsten Jahr entlasten oder unterstützen werden.
Ich freue mich, Teil eines wertschätzenden Netzwerkes zu sein und gute Ratgeber zu haben. Mein Optimismus hilft mir auch in dieser schwierigen Zeit, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken.

Meinen Kunden sage ich von Herzen DANKE. Danke, dass ich für Sie arbeiten durfte. Danke, dass ich von Ihnen lernen durfte. Danke für das Vertrauen in meine Tätigkeit und in meine Person.

Ausblick auf 2021

Für das Jahr 2021 steht schon vieles in den Startlöchern – diesmal mit mehr Unterstützung, besserer Planung und einem Zeitfenster, das mich hoffentlich nicht ins Keuchen bringt.

Die Online Welt scheint auf mich zu warten – die Rufe habe ich deutlich vernommen! Das heißt nicht, dass ich nicht weiter mit großer Begeisterung zu meinen Kunden fahren werde – aber ich brauche ein zweites Standbein, um flexibler mit unwägbaren Situationen umgehen zu können. Gerade sind wir im zweiten Lockdown und niemand kann vorhersagen, ob es nicht noch einen dritten, vierten oder fünften oder etwas ganz Anderes geben wird.
Unternehmerin zu sein heißt etwas zu unternehmen.
Also: raus in diese neue Welt!
Damit ich nicht an meinem Perfektionsanspruch scheitere, ist mein Motto 2021:

Better done than perfect.

Ich bin schon gespannt, ob ich mich damit ein wenig selbst austricksen kann 😉.

What a year!

Ich freue mich auf das neue Jahr wie selten zuvor.
2020 darf gerne gehen. Ich bin dankbar für die Learnings, dankbar für die Erfahrungen und für die vielen guten Momente, die das Jahr für mich bereithielt.
Jedes gute Gespräch, jeder Rat, jeder Tipp oder Hinweis und jede Umarmung haben mein Leben reicher gemacht.

Ich bin gespannt, was ich im Neuen Jahr über mich herausfinden und lernen kann.

Ihnen, lieber Leser, danke ich für das Lesen dieses doch sehr persönlichen Blogs. Ich glaube, letztlich geht es im Leben um Anteilnahme. So danke ich, dass Sie hier ein klein wenig Anteil an meinem Leben nehmen.

Dank auch an meinen Mann, der mir immer dann weitergeholfen hat, wenn ich an der Technik oder mir (ver)zweifelte. Wir haben bewiesen, dass wir auch 24/7 zusammensein können, ohne uns auf die Nerven zu gehen. Eine tolle Erfahrung!

Das Schreiben meiner Blogbeiträge bereitet mir immer große Freude. Diesen sehr persönlichen Text zu schreiben, war völlig neu für mich.
Fühlte sich aber gut an.

Ihnen allen wünsche ich ein wirklich gutes neues Jahr mit vielen persönlichen Begegnungen, die lange in Ihnen widerhallen. Das sind mir die liebsten.

Ihre Marion Ketteler

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