So geht Mitarbeiterführung nicht. Marion Ketteler Kanzleiprofiling

So geht Mitarbeiterführung nicht!

Kennen Sie das auch: Sie hören zwei Menschen miteinander über ein Thema sprechen, das Ihnen sehr bekannt ist.
Im Verlaufe des Gesprächs werden Botschaften gesendet, die so gar nicht Ihrer eigenen Überzeugung entsprechen.

Was machen Sie?

Wie ein Podcast mich zu meinen Werten geführt hat

Ich höre gerne Podcasts. Entweder zur Entspannung oder zur Wissenserweiterung.
An einem Donnerstag nachmittag nach 17 Uhr hatte ich noch genügend Energie, um meinen Wissensspeicher aufzufüllen.
Ein Podcast schien genau das Richtige zu sein und ich wählte den der Steuerköpfe aus.

Nun muss man vorab wissen, dass ich den Macher der Steuerköpfe, Claas Beckmann, erstens persönlich und zweitens als Gastgeber und Interviewpartner kenne und schätze.

Ich habe im Januar 2020 meinen allerersten Podcast als Gast mit ihm aufgenommen, der als Folge 123 im April 2020 on air ging. Mein Thema damals: Klarheit in der Personalführung. Zum Reinhören bitte auf „Inhalt laden“ klicken:

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Im Podcast am besagten Donnerstag nachmittag ging es auch um das Thema Personalführung – mein Interesse war geweckt.


Der Interviewgast Thomas Pütter wurde als Experte für Führung vorgestellt und sein Thema war der Umgang mit „Siedlern, Homies und Flexies“. Die Wörter sollen unterschiedliche Arten von Mitarbeitenden darstellen, die entweder nur im Büro arbeiten wollen (Siedler), sich am wohlsten im Homeoffice fühlen (Homies) und die Flexies sollen die Mitarbeitenden repräsentieren, die am liebsten maximale Flexibilität in der Wahl ihres Arbeitsortes hätten.

So weit, so gut.

Was dann geschah, hätte ich nicht für möglich gehalten

Vielleicht ist es wichtig zu wissen, dass sich der Podcast der Steuerköpfe an Steuerberatungskanzleien wendet – also (m)eine Zielgruppe hat, die ich wie meine Westentasche kenne. Schließlich war ich jahrelang Teil dieser Community und bin es heute ja irgendwie auch noch. Wenn ich auch mittlerweile auf der anderen Seite des Schreibtischs sitze.

Thomas Pütter stellte im Podcast also seine Theorie der Siedler, Homies und Flexies vor und berichtete dann von einem Konzept, das er nicht nur Kanzleien empfiehlt, sondern dort auch implementiert.

Thomas Pütter kennt Steuerberatungskanzleien als Berater oder als Mandant. Aber nicht als Mitarbeiter. Er selbst hat ein Hotel mit vielen Angestelllten geführt und ich wage (nach diesem Podcast allemal!) zu behaupten, dass es zwischen der Führung von Köchen und Steuerfachangestellten Unterschiede gibt.

Seiner Methode nach werden Steuerfachangstellte am besten geführt, wenn ein vorgesetzer Teamleiter die Aufgaben des Mitarbeitenden erstens priorisiert, zweitens jede Woche genau vorgibt und drittens am Ende der Woche den Fortschritt der Arbeit kontrolliert. Die Ziele der Woche entspringen einem genauen und umsatzorientierten Jahresplan, der auf Wochen herunter gebrochen wird. So weiß jeder Teamleiter zu jedem Zeitpunkt genau, ob jeder Mitarbeiter in seinem Plan ist oder eben nicht. Mit dieser Vorgehensweise verschafft er der Kanzlei wirtschaftliche Erfolge, die zuvor nicht möglich waren.

Abgesehen davon, dass die wenigsten Steuerberatungskanzleien Teamleiter haben, kam mir bei der Vorstellung dieser Arbeitsweise die Galle hoch.

Steuerfachangestellte sind keine „Zuarbeitende“

Ich hörte seinen Ausführungen weiter zu und mir wurde übel. Aber so richtig.

Eine Kanzlei, in der Mitarbeitende ständig überwacht, kontrolliert und bewertet werden, hat nichts mit meinen Vorstellungen guter Mitarbeiterführung zu tun.

Sein Argument der Wirtschaftlichkeit mag stimmen – natürlich werden bessere Zahlen erreicht, wenn man die Leute antreibt, Ergebnisse einfordert und jede Minute abrechnet – aber meines Erachtens nach ist das ein wirtschaftliches Strohfeuer. Schnell leuchtend hell aber auch genauso schnell wieder aus.

Weil sich qualifizierte Mitarbeitende auf einem Markt mit Fachkräftemangel so nicht behandeln lassen und diese Kanzlei verlassen werden. Dann können die Zahlen noch so gut gewesen sein- wenn es an Mitarbeitenden fehlt, werden sie schlechter werden.

Steuerfachangestellte sind eben nicht einfach „Zuarbeitende“ der Steuerberater, sondern hoch qualifizierte Menschen, die gerne Verantwortung für ihren Aufgabenbereich übernehmen.


Zum Wohle der Mandanten und der Kanzlei. Sie können ihre Arbeit sehr gut selbst priorisieren, einteilen, abarbeiten und überprüfen.

Ich habe aus eigener Erfahrung und in meiner Beratungstätigkeit noch keine Kanzlei kennengelernt, die Steuerfachangestellte beschäftigte, denen man jeden Tag sagen musste, was sie heute zu tun haben. Und wenn ich heute doch mal eine kennenlernen würde, würde ich dieses Verhalten als glatten Führungsfehler bezeichnen. Und daran arbeiten, dass das aufhört. Und zwar sofort.

Im Gegenteil: Steuerfachangestellte und alle anderen Beschäftigen in Steuerberatungskanzleien ist eins eigen:
Sie wollen „Ihre“ Mandanten bestmöglich unterstützen. Sie haben die Fristen und Termine im Blick und schleppen sich nicht selten halbkrank zur Arbeit, weil sie dieses oder jenes noch fertigmachen wollen. Nicht, weil der Chef darauf besteht, sondern weil sie ein hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber „ihren“ Mandanten haben. Das geben sie aber komplett an den Teamleiter ab, wenn sie selbst keine Verantwortung mehr übernehmen dürfen. Mit allen Konsequenzen, die aufzuzählen ich mir hier spare.

Was Mitarbeiterführung mit eigenen Werten zu tun hat

Als dieser Podcast zuende war, habe ich mir noch den zweiten mit ihm angehört. Claas machte mehrmals darauf aufmerksam, dass es einer der meistgehörten seines Podcasts sei.

Also reingehört und die Übelkeit verstärkte sich noch mehr. Dasselbe Muster, dasselbe Gerede, nur in einem anderen Zusammenhang.

Jetzt hätte ich ja einfach meine Geräte ausschalten können. Vielleicht hätte ich mich noch innerlich ein wenig aufgeregt und dann wäre es gut gewesen. Jeden Tag posaunen abertausende Menschen irgendetwas raus, was nicht meiner Meinung entspricht und ich kann sehr gut damit leben.

Hier war es anders:
Weil es meinen innersten Werten widersprach UND meiner Arbeit als Kanzleiberaterin in Mitarbeiterführung.

Wie du bist, ist, wie du führst.

wusste schon Dieter Lange zu berichten

Wenn ich dem Satz von Dieter Lange Glauben schenke (und das tue ich), ist eins schon mal klar: Thomas Pütter und ich können unterschiedlicher nicht sein!


Wenn ich zu Mitarbeiterführung schule, verfolge ich ein ganz anderes Konzept:


Ich möchte Teamleiter nicht zu „Aufpassern“ und „Kontrollettis“ machen. Weil ich ihnen diese Rolle gar nicht zumuten möchte und ich es auch grundsätzlich nicht für richtig halte, Menschen über Kontrolle zu führen. Schließlich sitzen da keine Fabrikarbeiter vor mir, die Stückzahlen pro Stunde erreichen müssen und deren Tätigkeit aus ein und demselben Handgriff besteht.

Teamleiter und alle anderen Vorgesetzte, die ich schule, sollen vor allem eins sein: Menschen, zu denen die Mitarbeitenden Vertrauen aufbauen können. Zu denen sie mit jedem Problem kommen können, weil sie nicht auf taube, sondern offene Ohren stoßen. Da blinken keine Dollarzeichen in den Augen, sondern da leuchtet Verständnis.

Das heißt nicht, dass sie auch mal unbequeme Nachrichten übermitteln und durchsetzen müssen, aber eben nicht nur und ständig. Aber wo Vertrauen fehlt, wächst Misstrauen. Und das hat noch nie zu etwas Gutem geführt.

Danke für diese Erkenntnis

Der Podcast hat mir noch einmal sehr deutlich gemacht, wie sehr meine eigene Arbeit von meinen innersten Werten und Überzeugungen geprägt ist.

Und das ich gerne mit Kunden arbeite, die meinen Wertekodex teilen. Die anderen, die Profitmaximierer, die Mensch-als-Ressource-Seher, die, die den Taylorismus auch heute noch gut und passend finden, gehen gerne zu Thomas Pütter. Sie sind dort bestens beraten. Alle anderen dürfen sich gerne bei mir melden.

Vielleicht sorge ich mit meiner Arbeit zunächst nicht für maximalen Profit – aber für maximale Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden. Und das, das belegen Studien immer wieder, führt dann letztlich auch zu höheren Umsätzen – aus einer intrinsichen Motivation Ihrer Beschäftigten. Aus einem Gefühl der Zugehörigkeit und der Anerkennung und Wertschätzung. Und zu Innovation, was am Rande bemerkt, in diesen Zeiten großen Wandels, der entscheidene Marktvorteil sein wird. Wie Thomas Pütter Innovation in die Steuerberatungskanzleien bringt, weiß ich nicht. Ich kann es mir bei diesem Konzept nicht vorstellen.

Ich habe Claas eine E-Mail geschickt

Weil mein Berufsethos auf keinen Fall wollte, dass die Meinung von Thomas Pütter zur einzigen Orientierung in Sachen Mitarbeiterführung für die Hörer des Podcasts wird, habe ich Claas am nächsten Tag eine E-Mail geschickt und ihm meine Bedenken mitgeteilt.

In einem kurzen Telefonat haben wir uns dann darauf verständigt, dass wir einen gemeinsamen Podcast machen. 😁

Marion Ketteler versus Thomas Pütter

Gesagt, getan: Im Podcast war neben Claas, Thomas Pütter und mir noch Mario Tutas anwesend. Ein Steuerberater mit eigener Kanzlei, der in diesem Jahr seine Unternehmensführung um 180 Grad geändert hat.

Wen es interssiert, wie Thomas Pütter seine und ich meine Auffassung guter Mitarbeiterführung dargestellt haben und wie Mario seine Kanzlei heute führt (und ob er sich eher an meinem oder dem Wertekodex von Thomas Pütter orientiert): Bitte schön! Viel Spaß beim reinhören (Klick auf „Inhalt laden“):

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Nachtrag: Podcast wurde auf Wunsch von Thomas Pütter entfernt

Wenn Sie sich jetzt wundern, dass es den Podcast hier und auch auf der Seite der Steuerköpfe nicht mehr gibt: Thomas Pütter hat darum gebeten, ihn rauszunehmen und das wurde auch umgesetzt. Bitte ziehen Sie Ihre Schlussfolgerungen selbst.

Dann bleibt mir noch als Nachtrag: Mario Tutas hat seine Kanzlei NICHT nach dem Konzept von Thomas Pütter umstrukturiert, sondern führt seine Kanzlei nach meinen Wertvorstellungen guter Kanzleiführung. Obwohl ich ihn nicht persönlich dazu beraten habe…

Muss wohl doch was dran sein…

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