7 Tipps gegen die 100-Stunden Woche Marion Ketteler Kanzleiprofiling

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Autorin: Marion Ketteler
Kategorie: Selbstführung
Lesedauer: 5 Minuten

Dieser Beitrag enthält wertvolle Tipps, wie Sie Zeit sparen können.
Wenn Sie wirklich wollen.
Nicht, dass ich Sie nicht gewarnt hätte.
Denn erst einmal kommt Arbeit auf Sie zu.
Aber das kennen Sie ja.

Warum arbeiten Steuerberater so viel?

Steuerberater arbeiten in der Regel viel und lange.
Die 40-Stunden-Woche toppt fast jeder, der in einer verantwortlichen Position einer Kanzlei ist.
Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.

Leichtfertig könnte ich hier schreiben: „Weil Sie es so wollen.“
Stimmt sicherlich, hilft an dieser Stelle aber keinem.

Ich möchte nicht, dass der Beitrag an dieser Stelle zu Ende ist und Sie als Leser erwarten (hoffentlich) etwas mehr Input zu diesem Thema und vielleicht ja auch den einen oder anderen konkreten Tipp, um weniger zu arbeiten.

Schauen wir also genauer hin:

Wie kommen die meisten Steuerberater zu Ihrer Position?

Die zwei gängisten Wege sind:

1. Sie machen sich selbstständig
2. Sie bilden sich weiter oder bewerben sich

Beide Arbeitsmodelle funktionieren nach demselben Schema:

Der Steuerberater, der sich alleine selbstständig macht, hat in der Regel zu Beginn seiner Tätigkeit keine oder nur wenige Angestellte.
Diese Angestellten haben nicht dieselbe Qualifikation wie er selbst, so dass bestimmte Aufgaben, schon aus berufsrechtlichen Gründen, bei ihm hängen bleiben.

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Belistifte und Hefte
Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay

Wenn dieser Steuerberater nun anfängt, für sich selbst zu arbeiten, passieren in der Regel drei Dinge:

  1. Er nimmt alle Mandate an, die er bekommen kann, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen.
  2. Er macht alles alleine: vom Sekretariat über die Buchhaltung. Er ist der Chefeinkäufer für Kaffee und Toilettenpapier genauso wie der Briefträger und der Experte für steuerliche Fragestellungen.
  3. Er organisiert sein Unternehmen so, wie es ihm sinnvoll erscheint. Meistens wird über die Organisation zu Beginn wenig oder gar nicht nachgedacht, weil er ja sowieso für alles verantwortlich ist und alle Prozesse und Informationen kennt.

Wenn sein Unternehmen immer besser läuft, passiert häufig das:

Der Steuerberater erhöht seine Stundenzahl, damit er allen Anforderungen gerecht wird.

Und schneller als er denkt, sitzt er in einem Hamsterrad, das er sich selbst gebaut hat und kommt nicht mehr heraus:

Er ist der Ansprechpartner für alle Belange und seine Mandanten sind jetzt bereits daran gewöhnt, dass sie zu jeder Zeit mit ihrem Berater sprechen können.

Arbeitstreffen abends beim Essen: Wieso nicht?

Ein schnelles berufliches Telefonat am Samstag oder Sonntag:
Prima, erspart ihm das doch noch mehr Aufwand am Montag.

Selbst wenn dieser Steuerberater dann seinen ersten Beschäftigten hat, wird sich das Bild sehr wahrscheinlich nicht gravierend ändern:

Er hat ja dann mehr Zeit, neue Mandate anzunehmen.
Und er muss ja jetzt auch noch den Mitarbeiter bezahlen und beschäftigen. Also nimmt er erst recht neue Mandanten an.
Und so dreht sich das Hamsterrad immer schneller.

Dabei wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, innezuhalten und die Prozesse zu überdenken und zu überarbeiten.
Jetzt wäre der Zeitpunkt, um nicht dem nächsten Mandanten hinterher zu rennen sondern zu überlegen, wie man was effizienter oder anders machen kann.

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Wecker
Bild von Free-Photos auf Pixabay

Welche Aufgaben soll er denn behalten und welche kann er abgegeben?

Delegation ist das Stichwort: Jetzt müsste er Aufgaben delegieren und seine Mandanten darüber informieren, wer für was verantwortlich ist.

Sein Dilemma ist aber:
Delegieren hat er nicht gelernt und er weiß auch gar nicht genau, was er abgeben kann.

Dieser Steuerberater fühlt sich ja für jeden(!) kleinen einzelnen Schritt so sehr verantwortlich, dass es ihm schon äußerst schwerfällt, seine Beschäftigten zum Kaffee einkaufen zu schicken.

Steuerliche Aufgaben abzugeben fällt ihm noch schwerer, weil er zumeist kein ausreichendes Vertrauen in die Kompetenz seiner Angestellten hat und sich zudem auch irgendwie nicht so wichtig fühlen würde, wenn die Angestellte die Aufgabe sehr gut oder vielleicht sogar noch besser als er selbst löst.

Das führt nicht selten zu kuriosen Situationen: Der angestellte Mitarbeiter hat nicht wirklich etwas zu tun während der Steuerberater nicht weiß, wann er das letzte Mal im Tageslicht nach Hause gefahren ist. Der Satz gilt natürlich nur im Sommer.

Der angestellte Steuerberater nimmt einen anderen Weg:

Der Steuerberater, der als Angestellter in der Kanzlei in eine Führungsposition kommt, hat einen anderen Weg hinter sich:

Er kommt, wie auch immer qualifiziert, in die Kanzlei und muss sich und seine Anstellung erst einmal rechtfertigen.
Das macht er in der Regel über eine hohe Einsatzbereitschaft.
Fachlich und zeitlich wird er versuchen, alles zu geben.
Er möchte ja auf jeden Fall beweisen, dass es eine richtig gute Idee war, ihn einzustellen.
Das führt in der Folge dazu, dass es sicherlich zu der einen oder anderen Überstunde kommt, damit er alles zu seiner und zur Zufriedenheit der Vorgesetzten erledigen kann.
So gewöhnt er sich über einen langen Zeitraum an lange Tage und Wochenenden.

Wenn ihm dann ein höherer Posten in der Kanzlei angeboten wird, kommt er gar nicht auf die Idee, daran etwas zu ändern.

Im Gegenteil:

Er wird ja wiederum versuchen, seine Benennung zu rechtfertigen und alles dafür geben, dass diejenigen, die ihn befördert haben, auch überzeugt sind, den Richtigen ausgesucht zu haben.

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Mann auf Karrierestufen
Bild von mohamed Hassan auf Pixabay

Ein anderer Weg ins Dilemma:
Die geplante Karriere

Es kann aber auch sein, dass dieser Mitarbeiter nicht den Weg der Rechtfertigung wählt, sondern seine Karriere planvoll angeht und sich neben dem Beruf weiterbildet.
Erst wird die Ausbildung zum Steuerfachwirt gemacht und dann folgt der Steuerberater.
Oder so ähnlich.
Dieser Mitarbeiter hat über Jahre die Erfahrung gemacht, dass er neben der 40-Stunden-Woche seine Abende und Wochenenden mit Weiterbildungen belegt hat.
Für ihn Routine.
Wer über viele Jahre regelmäßig umfangreiche Fortbildungen neben der „normalen“ Arbeitszeit macht, hat seinen persönlichen Rahmen danach ausgerichtet und sein Leben entsprechend organisiert.

Wenn dieser Mitarbeiter nun durch seine beruflichen Qualifikationen im Unternehmen aufsteigt, wird er das gewohnte Verhalten nicht einfach ablegen (können und/oder wollen).
Vielleicht wird er keine weitere Fortbildung machen aber er wird sicherlich mehr Zeit in den neuen Job investieren.
Er ist es ja gewohnt und es ist kein Komfortverlust für ihn, wenn er sich in seiner eigentlichen Freizeit jetzt mit seinen beruflichen Herausforderungen beschäftigt statt sich weiterzubilden.

Hinzu kommt häufig, dass in der Anfangszeit nach der Beförderung quasi zwei Jobs parallel laufen und er für beide Bereiche nun der Ansprechpartner ist, bis er seinen bisherigen Bereich gut übergeben hat.

Das stört ihn auch nicht, denn er hat sein ganzes Leben ist ja bereits seit langem danach ausgerichtet, viele Aufgaben und wenig Freizeit zu haben.

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Alte Frau hängt Wäsche auf
Bild von chezbeate auf Pixabay

In beiden Fällen wird eins deutlich:
Routinen behindern Veränderung.

Sie schleichen sich ein und werden zunächst als nützliche Unterstützungen etabliert.

Wer kennt das nicht:

Jeder hat einen routinierten morgendlichen Ablauf.
Keiner denkt morgens darüber nach, ob er sich zuerst anzieht und dann die Kaffeemaschine anstellt oder umgekehrt.
Was einmal als sinnvoll und nützlich oder gut umsetzbar bewertet wurde, wird gemacht. Basta.
Das ist ja auch gut so.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten jeden Tag völlig neu strukturieren:
Sich überlegen, wie und mit was Sie den Weg zur Arbeit bewältigen. Wann Sie anfangen, wenn Sie Gleitzeit haben. Was Sie morgens, mittags und abends essen usw.

Routinen helfen uns, unser Augenmerk auf die Dinge richten zu können, die der aktuellen Aufmerksamkeit bedürfen.
Zähne putzen bedarf sie nicht. Das machen wir einfach so, wie wir es gewohnt sind.

Im Arbeitskontext sieht das aber anders aus:

Was eben noch möglich war, weil ich Zeit und Aufmerksamkeit hatte, geht nun plötzlich nicht mehr.
Also nicht mehr, wenn ich gleichzeitig nicht länger arbeiten möchte.

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Mann im Rad mit Koffer

Wieso läuft dieser Prozess in diese Richtung?

Weil er zunächst als Ausnahme klassifiziert wird.
Heute bleibe ich ausnahmsweise einmal länger und es macht mir ja auch nichts aus, einmal länger da zu bleiben.
Einmal nicht, aber jeden Abend?

Eine Frage, die sich zusätzlich stellt:

Was ist wichtiger?

Ist es wirklich wichtiger, dass ich früher Feierabend habe oder dass der Mandant noch seine Steuererklärung oder sonst etwas bekommt?
Ja klar, die Steuererklärung erscheint wichtiger.
Der eigene Feierabend kann da nicht mithalten.
Und schon mal gar nicht, wenn er daraus besteht, auf der Couch zu liegen und fernzusehen.

Hier werden aber Äpfel mit Birnen verglichen:

Ja, sicherlich ist eine fristgerechte und fehlerfreie Steuererklärung für einen Steuerberater eine wichtige Tätigkeit.
Keine Frage.
Aber wichtig ist eben auch eine Entspannungszeit.
Wenn diese nun vor dem Fernseher auf der Couch verbracht wird?
So what?
Wenn dieser Steuerberater nicht lernt, dass seine Entspannung mindestens genauso wichtig ist wie die Steuererklärung für seinen Mandanten, wird er immer zugunsten des anderen entscheiden.

Und damit gegen sich.

Dann wird aus Ausnahmen die Regel und aus Abenden auf der Couch Abende im Büro.

Hinzu kommt, dass unsere inneren Überzeugungen meistens auf der Seite des Mandanten oder der zahlreichen anderen Dingen sind, die es zu tun gilt:

  • Kümmere Dich um andere
  • Mach Deinen Job gut
  • Tue alles, damit die Mandanten bei Dir bleiben
  • Du bist DienstLEISTER, also leiste Deine Dienste

Ganz zu schweigen von den Überzeugungen, die Geld in Verbindung mit Glück bringen:
Du bist erst dann glücklich, wenn Du viel Geld verdienst!

Diese Überzeugungen los zu werden, geht nicht mal eben nebenbei.
Dazu bedarf es schon der gezielten Auseinandersetzung mit ihnen.

Kein Wunder also, dass viele erst nach dem Burnout in einer Klinik über ihre inneren Antreiber nachdenken, die sie in diese Situation gebracht haben.

Ich komme noch einmal zu meiner provokanten These zu Beginn meines Artikels zurück:


Steuerberater mit einer 100 Stunden Woche arbeiten so viel, weil sie es wollen.

Ja, weil es ihre Entscheidung ist.
Oder vielmehr eine Summe von vielen kleinen und klitzekleinen Entscheidungen und Unterlassungen, die sie jeden Tag wieder neu treffen.

Hier liegt der Schlüssel zur Veränderung.

Jeder hat dafür alles getan, damit er sich in der Situation befindet, in der er aktuell ist.

Ich weiß, wieder provokant.
Sie kommen aber um diese Wahrheit nicht herum, wenn Sie mich fragen.

Nicht immer bewusst und sicherlich nicht mit voller Absicht, genau dieses Ergebnis zu erreichen.

Aber letztlich ist es so:
Die Summe aus Entscheidungen und Unterlassungen hat dafür gesorgt, dass das passiert ist, was passiert ist.

Wenn Sie das jetzt verändern möchten, kommen hier meine Tipps:

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Zettel unmöglich
Bild von Kathleen Bergmann auf Pixabay

Tipp Nr. 1:
Sie müssen die Veränderung wirklich wollen

Kling absurd, ist es aber nicht.
Von außen betrachtet würde jeder denken, 100 Stunden oder wieviel auch immer in der Woche sind zu viel.

Ja, aber welcher Nutzen ist denn gleichzeitig damit verbunden?
Was hat der „Stundenschieber“ denn davon?
Menschen machen niemals etwas ohne Grund.
Auch wenn diese Gründe noch so absurd oder unterbewusst sind.

Besonderes Ansehen

Vielleicht genießt er ein besonderes Ansehen in seiner Familie, weil alle bemerken, wie viel er arbeitet.
Oft ist es ja so, dass über die inhaltliche Tätigkeit keine Anerkennung erfolgen kann, weil man gar nicht so genau versteht, was derjenige macht.

Aber wenn jemand von morgens 5 bis abends um 12 arbeitet, ist es auf jeden Fall ein fleißiger Mensch.
Ob das Ergebnis gut oder schlecht ist; ob er in der Zeit Kaffee und Toilettenpapaier kauft oder eine Steuererklärung macht, ist nicht wichtig.

Persönlicher Schutzraum

Oder verschafft sich der Vielarbeiter damit einen Schutzraum, damit er andere Dinge nicht tun muss?
Er muss weder seiner Schwiegermutter persönlich zum Geburtstag gratulieren noch der Kindergartenaufführung seiner Tochter beiwohnen, weil er ja immer arbeitet.
Das kann tatsächlich eine gute und allumfassende Entschuldigung für alles andere sein.
Wenn die Ehefrau oder der Ehemann da auch noch mitspielt, ist das System perfekt.

Folgt er seiner inneren Überzeugung?

Oder hat es einen ganz anderen Grund:
Fühlt er sich überhaupt dann nur wohl, wenn er selber das Gefühl hat, viel zu arbeiten?
Ist seine innere Vorstellung eines erfolgreichen Unternehmers daran geknüpft, wie lange er arbeitet?
Auch das wäre Motivation genug, eine 100 Stunden Woche auszuhalten.


Was immer der persönliche Nutzen ist: Fakt ist, es gibt ihn.

Ist dieser Nutzen oder die innere Überzeugung groß, wird die 100 Stunden Woche beibehalten.

Wenn dieser Nutzen nun nicht mehr überwiegt, kann Veränderungsbereitschaft eintreten.

Selbst bei körperlichen Symptomen wird oftmals einfach weitergemacht wie bisher.
Dabei sollte das wirklich ein Alarmzeichen sein.
Jeder Tinnitus, jeder Hörsturz, jede Kreislaufattacke ist ein Hinweis des Körpers aufzuhören mit dem, was man gerade tut.

Dass so viele Menschen erst nach völligem Zusammenbruch ihr Leben ändern, hängt damit zusammen, dass die Gewohnheit und der individuelle Nutzen oder Antreiber wirklich stark sind und sich nicht leicht ausmerzen lassen.

Vielleicht ist es aber auch eine aktive Entscheidung ohne körperliche Beschwerden oder Ultimaten, die von außen gestellt werden.

„So kann und mache ich nicht mehr weiter.“, kann so ein innerlicher Satz sein, der zu einer Veränderung führen soll.

Allzu oft wird dieser Satz gesagt, aber nicht umgesetzt, weil die meisten nicht wissen, wie sie ihr Leben ändern sollen. Siehe oben.

Alles hängt ja an einem und ist wichtig.

Jetzt wird es erst einmal noch schlimmer

Damit Sie bei einer 100 Stunden Woche überhaupt noch durchblicken, kommt noch mehr Arbeit auf Sie zu:
Versprochen. Nicht schön, aber das schaffen Sie jetzt auch noch!

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche
Frau auf Gipfel mit Blick ins Tal
Bild von Kathleen Bergmann auf Pixabay

Tipp 2:
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die ganzen Tätigkeiten, die Ihren Tag so vortrefflich füllen.

Das geht, dank der Digitalisierung, in manchen Bereichen ganz leicht und einfach, in manchen Bereichen gar nicht.

Und in diesen besteht Ihre erste Aufgabe:

Schreiben Sie alles auf, was Sie am Tag tun.

Jede einzelne Tätigkeit!
So dass Sie hinterher zu jeder Zeit nachvollziehen können, was Sie wann gemacht haben und wie lange Sie dafür gebraucht haben.

Das machen Sie bitte mindestens für eine Woche; besser wäre noch ein längerer Zeitraum für die Tätigkeiten, die nicht wöchentlich anfallen.
Sagen wir also für zwei bis vier Wochen.

Suchen Sie sich bitte einen durchschnittlichen Zeitraum aus:
Also nicht den, wo Sie „etwas weniger“ zu tun haben aber auch nicht die Zeit, in der Ihnen die Fristen um die Ohren fliegen, wenn Sie nicht aktiv werden.

Und jetzt geht es ans ausmisten:

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Hühner im Stall
Bild von Lalelu2000 auf Pixabay

Tipp 3:
Was davon fällt weg? Was machen Sie einfach gar nicht mehr?

Ui, ich weiß, eine unerhörte, gar ungezogene Frage.
Sie machen doch alles, WEIL es gemacht werden muss.
Und so wichtig ist.
Ist das wirklich so?
Ist das bei wirklich jeder einzelnen klitzekleinen Tätigkeit so?

Bei objektiver Betrachtung werden Sie feststellen, dass es zumindest Kleinigkeiten sind, die Sie einfach weglassen können, ohne dass etwas Schlimmes passiert.

Überlegen Sie beim Blick in Ihre Aufzeichnungen:

Was ist entbehrlich?
Was ist einfach nur eine Gewohnheit oder eine zusätzliche Kontrolle, die Sie „einfach immer so mitmachen“?

Ihre Arbeit hat sich irgendwie entwickelt und Sie haben sie strukturiert. Vielleicht können Sie an anderer Stelle dieselben Auswertungen automatisiert bekommen?

Dann weg damit!

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Werkzeug
Bild von Free-Photos auf Pixabay

Tipp 4:
Vielleicht ist Ihnen die „kleine Schwester“ von weglassen angenehmer:
Was können Sie wie ersetzen oder optimieren?

Finden Sie automatisierte Lösungen, Produkte oder Dienstleistungen, die Ihnen Arbeit abnehmen. Lagern Sie Tätigkeiten aus oder nutzen Sie Dienstleister, die Ihnen Arbeiten abnehmen, die zeitaufwendig und leicht zu delegieren sind.

Oder treffen Sie andere Grundsatzentscheidungen:
„Wo immer es möglich ist, schicke ich/wir eine E-Mail anstelle eines Briefes.“
Spart Zeit, Geld und schont die Umwelt.

Für die Mutigen: Übertragen Sie jetzt schon Arbeiten an die Mitarbeiter.
Ich denke, Ihre Sekretärin wird wunderbar den Kaffee, die Milch, den Zucker und das Toilettenpapier besorgen oder bestellen können.
Vertrauen Sie mir!

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Tipp 5:
Welche Arbeiten lassen sich gemeinsam effizienter erledigen?

Woraus kann man eine Art „Prozess“ machen, eine Checkliste bauen oder sie sinnvoll zusammen bearbeiten?

Stellen Sie sich folgende Fragen:
Welche Arbeiten fallen zur selben Zeit im Monat an?
Welche kann man besser am Stück als einzeln machen?
Welche Tätigkeiten hängen zusammen?

Hier bietet sich als Beispiel die Bearbeitung von E-Mails an:
Schalten Sie die automatische Benachrichtigung aus und öffnen Sie das E-Mail Postfach dreimal am Tag.
Dann bearbeiten Sie alle Mails und schließen das Programm wieder. Sie werden merken, wie effizient diese Methode ist und wieviel Zeit sie spart.


7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Stoppuhren übereinander
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Tipp 6:
Wann ist ein guter Zeitpunkt anzufangen?

Gemeint ist hier nicht: Überhaupt anzufangen.

Wann ist ein guter Zeitpunkt mit dieser Tätigkeit anzufangen?


Nehmen wir als Beispiel die Erstellung einer Einkommensteuererklärung oder eines Jahresabschlusses:
Wann fangen Sie an?
Wenn der Mandant Ihnen etwas (irgendetwas?) geschickt hat oder wenn die Unterlagen vollständig sind?
Sie kennen Ihre „Pappenheimer“: Wer bringt alles ordentlich sortiert und wer einen Haufen Zeugs?

(Er)finden Sie dafür einen Prozess.
Wie können Sie erreichen, möglichst fristgerecht vollständige Unterlagen zu bekommen?
Vielleicht ist das ein Schreiben, dass jährlich zu einem bestimmten Zeitpunkt an alle Einkommensteuer- Mandate geschickt wird (per Mail natürlich), dem eine Abhakliste beigelegt ist.
Erst, wenn der Mandant alle Häkchen gesetzt hat, soll er seine Unterlagen einreichen.

Der Griff ins Portemonnaie des Mandanten:

Möglich wäre an dieser Stelle auch der „Griff ins Portemonnaie des Mandanten“:

Gibt der Mandant seine Unterlagen unvollständig ab (egal ob digital oder analog) und müssen Sie nachfragen und wieder aktiv werden, wird die nächste Rechnung mit genau diesem Posten teurer.

Vorteil:
Davon können Sie dann auch den Mitarbeiter dafür bezahlen, dass er das für Sie kontrolliert.
Sie erledigen ausnahmslos nur noch die Bearbeitung vollständiger Unterlagen und Ihr Mandant weiß genau, was er wann wie einzureichen hat.

Damit ist der nächste Punkt fast schon vorweggenommen:

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zwei Hände und Puzzlestücke
Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Tipp 7:
Optimieren Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Mandanten

Wissen Ihre Mandanten zu jeder Zeit, was sie wann wie einreichen müssen und kommen sie diesen Pflichten auch selbstständig nach?

Glauben Sie mir, das bekommen Sie hin.
Mit Durchhaltevermögen, guten Anleitungen, die jedem Mandanten seinen persönlichen Nutzen aufzeigt.

Das nennt sich im privaten Kontext „Erziehung“ und funktioniert auch mit Mandanten.
Ihre Mandanten sind in der Regel selbstständige Unternehmer, die ihre eigenen Unternehmen erfolgreich führen.

Von solchen Menschen darf und kann man doch erwarten, dass sie wissen, was sie wann einzureichen haben, oder?

Und wie in der Erziehung von Kindern oder Tieren gilt auch hier:
Konsequenz ist der Schlüssel zum Erfolg.

Bringt der Mandant seine Buchhaltungsunterlagen erst am neunten oder zehnten des Monats, kann er nicht damit rechnen, rechtzeitig seine Umsatzsteuervoranmeldung abgegeben zu bekommen.

Bitte, bitte: schätzen Sie keine UStVA mehr!
Das ist der Freibrief für die Säumigkeit Ihrer Mandanten.

Seien Sie hart in der Sache und freundlich im Ton:


Ihr Mandant wird, wenn er mehrfach Verspätungszuschläge gezahlt hat, merken, dass das nicht angenehm ist und daraufhin sein Verhalten ändern.

Tut er das nicht und nimmt er diese billigend in Kauf, haben Sie erst recht gut daran getan, keine Voranmeldung zu schätzen.

Dann ist ihm die fristgerechte Abgabe offensichtlich nicht wichtig genug.
Er ist Unternehmer und es ist seine unternehmerische Entscheidung.

So einfach ist das. Oder so einfach kann das sein, wenn Sie daran glauben.

Wenn Sie in dieser Weise Ihre Mandanten informieren und dazu bringen, dass Sie in Ruhe arbeiten können und nicht den ganzen Nachmittag mit „Mahnanrufen“ beschäftigt sind, sparen Sie ungeheure Zeit.

Haben Sie richtig gelesen: Sie SPAREN eine ungeheure Zeit. Und diese Zeit nutzen Sie, um …..fernzusehen….

Ja, richtig gelesen.
Diese Tipps sollen Ihnen helfen, ihre Stundenbelastung zu verringern und nicht effizienter zu werden, damit Sie noch mehr Arbeit annehmen.

Ich wollte nur noch mal Bescheid sagen, um was es hier geht.

Gehen Sie so durch Ihre ganzen Prozesse:

  • Was kann weg?
  • Was kann ich wie vereinfachen?
  • Was kann ich prozessieren?
  • Was ist meine Aufgabe und was ist die Aufgabe meines Mandanten?
  • Wem kann ich was übertragen?

Ich habe in meiner praktischen Zeit ausnahmslos erlebt, dass Berater und Sachbearbeiter sich für Aufgaben verantwortlich gefühlt haben, die eigentlich gar nicht ihre Aufgaben waren.

Wieso muss ich jeden Monat bestimmte (und immer dieselben!) Mandanten an die Einreichung Ihrer Unterlagen erinnern?

Wieso traue ich meinen Mandanten nicht zu, dass er selber seine Fristen und Termine in den Griff bekommen kann? Er hat ja auch sonst sein Unternehmern im Griff.

Wieso behandele ich ihn wie ein minderjähriges Kind und nicht wie einen Erwachsenen?

Und ich suche jetzt nicht nach dem Nutzen für Sie….

Also:
Überlegen Sie gut:
Was ist wirklich Ihre Aufgabe?
Was muss ich als guter Dienstleister tun und was aber auch nicht?
Was ist gar nicht mein Verantwortungsbereich?

7 Tipps gegen die 100 Stunden Woche

Business Menschen
Bild von Werner Heiber auf Pixabay

Machen Sie Ihre Mandanten mündig und erwachsen

Natürlich passiert das nicht über Nacht und mit nur einer Aufforderung:

Erstellen Sie ein freundliches Schreiben, in dem Sie vielleicht Ihre Arbeitsweise beschreiben und darauf hinweisen, dass es nur dann wirklich zur Zufriedenheit ALLER läuft, wenn alle Beteiligten zur rechten Zeit das Richtige tun.

Und dann kommt das WICHTIGSTE: Halten Sie sich bitte selber an Ihre Forderung!

Bekommt der Mandant mit, dass der Brief eigentlich Makulatur ist und er sich weiterhin wie immer verhalten kann ohne Sanktionen zu befürchten, ist der Effekt verpufft und Sie sitzen wieder jeden Monat am Telefon und fragen nach den Unterlagen.

Aber dann ist es ja jetzt wirklich selbst gewollt und selbst gemacht:

In diesem Fall viel Freude an Ihren 100 Stunden. Schade, dass es nicht mehr sein können und Sie noch hin und wieder ein paar Stündchen schlafen müssen.

Ich hätte da noch ein paar unsortierte und natürlich längst überfällige Unterlagen für Sie…

War natürlich ein Scherz! Ich bitte Sie!

Wie Delegation geht und was daran wirklich so toll ist, schreibe ich in einem separaten Beitrag.
Ich denke, Sie haben auch so genug zu tun, oder?

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Bildnachweis Titelbild: Bild Peter H. auf Pixabay

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Ihre Marion Ketteler

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